Unwesen und Treiben verwirrter Engel
die fahnenflüchtigen engel summen wie schnee/ willkommen in der neuen welt
wie durch fässer ohne boden/ springen sie strahlend der länge nach durch den
andern
zersägen die blitze auf dem sägebock/ befreien die gefesselten blumen
und werfen die steine ins meer
die steine klammern sich verzweifelt an ihre lunge
wie die schiffbrüchigen silben an die blätter der grünen/ addition
hinter einer barrikade von liederbüchern rufen die engel/ trumph
nehmen sich bei den behandschuhten händen
schlafen auf vierbeinigen flüssigkeiten ein
und verwandeln sich in einen kreisrunden seelenlappen
der eine nasenlänge über die unendlichkeit hinausragt
und sich im atheistischen schnürboden als körper ohne namen/ vorstellt
so stehen die dinge im jahre eins/ im jahre zwei hört die flucht der fahnen auf
der ruf willkommen in der neuen welt
ertönt nur noch bei ritschratschrituellen handlungen
zum beispiel wenn ein topf voll zeit vom herd der welt/ genommen wird
im jahre drei ist die neue welt alt geworden/ die engel paginieren ihre flügel
und wollen wie eine masse vasenhäutigen scholarenwindes/ verduften
dieser duft wird jedoch von einem gewissen stärkeren duft so
gewaltig überduftet
daß die engel dabei in zwei gleich große kalte portionen/ zerfallen
die schwarze farbe bekennen/ dem im namen des amen
und dem anfang vom gesang den schluß vom lied folgen/ lassen
während im ungebadeten urtext
schließlich die engel an die deichsel der sterne gespannt/werden
und mit dem wahngebilde auf nimmerwiedersehen
verschwinden
Weniger poetischen Gemütern sei die Lektüre: Alle meine Engel, hrsg. von Heike Kraft, empfohlen (Sammlung Luchterhand, 1992). Engel jeglicher Art, gleichwohl zum Anfassen, befinden sich in dieser Box.